Paper in Academic Volume

Völkermord statt Demokratie - über Zusammenhänge von Ökonomie und Politik in Ruanda

Helmut Asche
Weltforum-Verl., Köln, 1994

in: Koch, Walter A. S., Ökonomische Aspekte der Demokratisierung in Afrika, 1994, Afrika-Studien / 123, 221-250

Der organisierte Völkermord in Ruanda markierte das Ende eines patrimonialen Klientelsystems, dem die demokratische Kulisse immer nur hinderlich war. Warum die politische Strategie eines herrschenden Clans sich zum rassistisch motivierten Genozid mit Massenbeteiligung ausweiten konnte, wird jedoch auch durch kritische Theorien, wonach Ethnizität in Ruanda ein politisches Konstrukt ist, nur unzuläglich erklärt. Das sozialpsychologische Deutungsmuster verweist auf die tiefe ökonomische und soziale Stagnation. Diese folgte nicht schicksalhaft aus der Abwärts-Spirale von Bevölkerungsexplosion und Verfall der Weltmarktpreisen, sondern ist ebenso das Ergebnis des Versagens der Entwicklungshilfebürokratie. Dem Bankrott der nationalen politischen Klasse korrespondiert das Versagen internationaler Entwicklungsbürokratien, die schon vor der Katastrophe im Jahr 1994 keinerlei kohärente Länderstrategie hatten, sondern nur Projekte. Das gescheiterte Regime Habyarimana wurde über sein historisches Ende hinaus von der französischen Außenppolitik gestützt. Mit der Fortexistenz des militärisch-agrarischen Komplexes in Ruanda ist zu rechnen. Die Voraussetzungen für eine demokratische Entwicklung sind weiter ungünstig.

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Monograph (Authorship)
Walter A. S. Koch
Weltforum-Verl., Köln, 1994
Afrika-Studien / 123