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Transformation durch Transfer

Jürgen Riedel
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, Dresden, 1994

in: ifo Dresden berichtet, 1994, 01, Nr. 05, 02-05

Die Begriffe Transfer und Transformation beherrschen das Zusammenwachsen der beiden Teile Deutschlands. Der bisherige Reformprozeß war im wesentlichen durch eine "Modernisierung-/Übertragungsstrategie" geprägt. Die Begleiterscheinungen und Ergebnisse dieser Transformationsstrategie haben bei der ostdeutschen Bevölkerung nicht nur Beifall gefunden. Die Transformationsschwierigkeiten sind nicht ein spezifisches Merkmal des deutschen Wiedervereinigunsprozesses, sondern sind teils per se unvermeidbar, teils liegen sie im strategischen Ansatz begründet. Insbesondere haben sich die geplanten Zeithorizonte der mit hohem Kapitalaufwand geförderten Strukturanpassungs- und Reformprozesse als pure Illusion erwiesen. Folgende Gesichtspunkte im Verlauf des weiteren Reformprozesses sollten stärkere Berücksichtigung finden: die Gewährung oder Ausweitung zeitlich begrenzter Sonderregelungen für die neuen Bundesländer; die vorübergehende Übertragung von Bundeszuständigkeiten auf die Landesebene; die Verlängerung der Geltungsdauer von Sonderregelungen. Neben der stärkeren Berücksichtigung der zeitlichen Komponente erscheint es angebracht, den Aspekten und Faktoren des Transformationsprozesses eine größere Bedeutung beizumessen.