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Westdeutsche Industrie im Bremsgang

Hans Baumann
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1992, 44, Nr. 11, A1-A12

Die Produktion des westdeutschen verarbeitenden Gewerbes, deren Wachstum etwa Mitte 1991 zum Stillstand gekommen war, ist seit Mitte diesen Jahres rückläufig. Im Durchschnitt dieses Jahres dürfte sich die Abnahme auf etwa 1,5% belaufen (Index der Nettoproduktion in arbeitstäglicher Bereinigung). Für 1993 zeichnet sich eine weitere Einschränkung der realen Produktion um etwa 3% ab. Nach den Ergebnissen des ifo Investitionstest verringern sich die Investitionen des verarbeitenden Gewerbes 1992 real um etwa 6% und 1993 um weitere 7%. Ein überdurchschnittlich starker Rückgang ist für die Ausrüstungsinvestitionen zu erwarten, wovon der Maschinenbau als Hauptlieferant besonders betroffen sein wird. Obwohl sich der Rückgang seiner Exporte in diesem Jahr verlangsamt und 1993 abklingen dürfte, sinkt die Produktion 1992 um 6% und 1993 um weitere 3 bis 4%. Die Produktion von Investitionsgütern der Elektrotechnik kann sich besser behaupten. Gravierende Produktionseinbrüche müssen demgegenüber 1992 und wohl auch 1993 die Hersteller von Liefer- und Lastkraftwagen verbuchen. Trotz der ungünstigen Entwicklung im Inland nimmt die Pkw-Produktion 1992 noch um etwa 2,5% zu; der Anstieg ist allein den Ausfuhren (ca. +15%) zuzuschreiben, die allerdings großenteils der Lagerauffüllung bei ausländischen Niederlassungen dienten. Für 1993 muß mit geringeren Exporten und einer deutlichen Einschränkung der Produktion gerechnet werden. Die Produktion elektrotechnischer Gebrauchsgüter,die in diesem Jahr um etwa 10% reduziert wurde, dürfte 1993 nur um 1 bis 2% sinken. Noch leicht steigende Exporte tragen dazu bei, daß die chemische Industrie ihre Produktion in diesem Jahr noch etwas erhöhen kann.