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Wachstumsreformen in Mittel- und Osteuropa - 55. Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute e.V. am 14. und 15. Mai 1992 in Bonn

Benedikt Thanner
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992

in: ifo Schnelldienst, 1992, 45, Nr. 23, 13-22

Leitthema der 55. Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute waren die Wirtschaftsreformen in Mittel- und Osteuropa. In Ungarn, Polen und der CSFR wirft der Niedergang der großen Staatsbetriebe fast alle Budgetplanungen über den Haufen. Die Macht, sich den Anpassungszwängen durch Forderungen nach mehr Krediten und durch Reduzierung ihres Outputs zu entziehen, führt dazu, daß die Entfaltungsmöglichkeiten für neue private Unternehmen geschmälert werden und der Anpassungsprozeß insgesamt ins Stocken kommt. Doris Cornelsen verglich die Privatisierungsstrategien in den mitteleuropäischen Ländern. Während Ungarn in diesem Bereich bereits über eine bis etwa 1988 zurückreichende Erfahrung verfügt, ist in der CSFR die Privatisierung erst 1991 langsam in Gang gekommen. In Polen dagegen haben sich viele kleine Betriebe und Manager quasi verselbständigt, obwohl dies hart am Rande der Legalität verlief. Besonderheiten der Privatisierung sind in Ungarn: Das Nicht-Vorhandensein von unentgeldlicher Übertrageung an die Bevölkerung und die Dominanz der dezentralen Methode (die Betriebe suchen ihre Partner selbst, Joint ventures spielen kaum eine Rolle); In Polen weist die Privatisierung folgende Besonderheiten auf: Hoher politischer Stellenwert der unentgeldlichen Übertragung, zentrale Steuerung der Privatisierung durch ein spezielles Ministerium, großes Mitspracherecht von Managern, Arbeiterräten und Gewerkschaftsvertretern. In der CSFR ist folgendes auffällig: Das ehemalige Staatseigentum wird in gößtem Umfang unentgeldlich an die Bevölkerung verteilt und das Privatisierungsprogramm umfaßt aber auch die Standardmethode, die Abwicklung erfolgt zentral. Zum Stand der Reformen in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion referierte u.a. Alexander Penkin. Das Sozialproduk