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Kurz- und mittelfristige Wirtschaftsperspektiven für die Bundesrepublik Deutschland

Willi Leibfritz, Josef Körner, Erich Langmantel, Wolfgang Meister, Frauke Neumann, Wolfgang Nierhaus, Heidemarie C. Sherman
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1992, 44, Nr. 07, A1-A19

Seit der deutschen Vereinigung gewinnt neben der konjunkturellen Betrachtung die Frage nach der weiterem Entwicklung der gesamtdeutschen Volkswirtschaft und ihrer beiden noch so unterschiedlichen Teile verstärkt an Bedeutung. Daher werden hier zusätzlich zum konjunkturellen Ausblick auch Überlegungen zur mittelfristigen Wirtschaftsentwicklung angestellt. Es gibt naturgemäß große Unsicherheiten über die Entwicklung der Weltwirtschaft, insbesondere der osteuropäischen Nachbarländer und der GUS, über die zukünftige Ausrichtung in den verschiedenen Bereichen der deutschen Wirtschaftspolitik und - in den neuen Bundesländern - über die weitere Anpassung der Menschen an die neuen Verhältnisse. Daher kann es sich bei dem mittelfristigen Ausblick nicht um eine Prognose im strengen Sinne handeln, sondern lediglich um ein mögliches Entwicklungsszenario. Wenn wir trotz der zahlreichen Unsicherheiten auch bei der mittelfristigen Betrachtung ein quantitatives Zahlenbild präsentieren, so sollen damit lediglich Trends aufgezeigt werden. In Westdeutschland dürfte sich die Konjunktur im Verlauf der zweiten Hälfte 1992 und auch im nächsten Jahr beleben. Einem sehr kräftigen Aufschwung steht allerdings entgegen, daß die positiven Einflüsse von der Weltwirtschaft zunächst noch verhalten sind, von der Finanzpolitik kurzfristig zwar expansive, aber schon 1993 wieder restriktive Wirkung auf die inländische Nachfrage ausgehen und daß die Geldpolitik ihren ohnehin restriktiven Kurs noch weiter verschärft hat.