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Einzelhandel (West) : enttäuschender Geschäftsverlauf vor allem bei Winterartikeln

Gernot Nerb
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1992, 44, Nr. 12, T13-T16

Im westdeutschen Einzelhandel hat sich die Geschäftslage im November 1992 deutlich verschlechtert. Der entsprechende Vorjahresumsatz konnte im Durchschnitt des Einzelhandels nicht erreicht werden, hierbei ist allerdings das hohe Umsatzniveau im Vorjahr zu berücksichtigen. Trotz abgeschwächter Nachfrage nahm der Lagerdruck nur leicht zu, da die Firmen bereits in den vergangenen Monaten zurückhaltend geordert hatten. Die Einzelhändler planen, ihre Bestelltätigkeit weiter zu vermindern. Die Verkaufspreise wurden nur vereinzelt angehoben; in den nächsten Monaten sind wegen der Mehrwertsteuererhöhung auf breiterer Basis als im Vorjahr Preisanhebungen vorgesehen. Im Einzelhandel mit Gebrauchsgütern wurde die Geschäftslage etwas weniger ungünstig eingeschätzt als im Vormonat. Der Vorjahresumsatz wurde nicht mehr so stark unterschritten wie im Oktober. Der Lagerdruck war zwar hoch, hat sich aber nicht weiter verstärkt. Den nächsten sechs Monaten sehen die Firmen jedoch mit zunehmendem Pessimismus entgegen. Die Geschäftslage im Einzelhandel mit Verbrauchsgütern hat sich deutlich verschlechtert: Die Absatzschwäche konzentrierte sich allerdings auf die Bereiche Textilien, Bekleidung, Schuhe sowie Sport- und Campingartikel. Dies spricht dafür, daß der Absatz von Winterware wegen des für die Jahreszeit zu warmen Wetter stockte. Der Nahrungs- und Genußmittelbereich mußte deutliche Umsatzeinbußen im Vergleich zu November 1991 hinnehmen. Zwar war mit einer "Normalisierung" des Umsatzes gerechnet worden, da das Vorjahresgeschäft durch die hohe Nachfrage aus den neuen Bundesländern geprägt war, doch überstieg der Rückgang offensichtlich das erwartete Maß. Die Nachfrageschwäche schlug voll auf die Beurteilung der Geschäftslage und der -aussichten durch. Auch die Bestellungen für die nächsten Monate sollen eingeschränkt werden.