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Privatisierung in Ostdeutschland und Osteuropa : Probleme und erste Erfahrungen

Benedikt Thanner
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1990

in: ifo Schnelldienst, 1990, 43, Nr. 31, 11-17

Im folgenden Beitrag werden die spezifischen Probleme der Privatisierung in Ostdeutschland und der Situation in Osteuropa verglichen. Die Erfahrungen mit größeren Privatisierungsvorhaben in Entwicklungsländern werden auf ihre Übertragbarkeit geprüft und es wird einigen zentralen Fragen nachgegangen. Im einzelnen werden bei der Privatisierung in Osteuropa und der ehem. DDR folgende Ziele verfolgt: 1. Wiederherstellung des Privateigentums als konstitutives Element der Wirtschaftsordnung; 2. Stärkung der Investitionskraft durch Kapitalimport und Mobilisierung inländischer Ersparnisse; 3. Verminderung des staatlichen Budgetdefizits durch Erzielung von Privatisierungserlösen; 4. gerechte Vermögensverteilung durch Verteilung des Volkseigentums an die Bevölkerung oder die Beschäftigten; 5. Abschöpfung von Geldüberhängen; 6. Importe von Technologien durch Engagements von westlichen Unternehmen; 7. Sanierung und Modernisierung der Staatsbetriebe durch privates Management. Die Integration Ostdeutschlands schafft spezifische Privatisierungsbedingungen.Es existiert kein Mangel an Anlagekapital. Durch den enormen Wettbewerbsdruck und die in kurzer Zeit erforderlichen Investitionen zur Verbesserung der Standortqualität und Modernisierung der Produktion erhalten westliche Unternehmen und Banken eine Schlüsselrolle. Die Privatisierung in Osteuropa ist entscheidend an Fortschritte in den Rahmenbedingungen geknüpft, die Ostdeutschland durch die Übernahme der D-Mark und des gesamten westlichen Banken- und Rechtssystem auf einmal erhält.