Aufsatz in Zeitschrift

Wirtschaftskrise: Wie können die Folgen für den Arbeitsmarkt abgefedert werden?

Olaf Scholz, Johann Eekhoff, Axel Deeke, Wilhelm Adamy, Stefan Sell, Heike Bruch, David Maus
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2009

ifo Schnelldienst, 2009, 62, Nr. 17, 03-22

Mit welchen Maßnahmen sollten die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt abgefedert werden? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziales, erläutert die Politik der Regierung, insbesondere den Einsatz von Kurzarbeit, und unterstreicht die Relevanz der Sozialpartnerschaft: »Der gemeinsame Einsatz für Arbeit von Bundesregierung, Arbeitgebern und Gewerkschaften wirkt und verhindert Schlimmeres. Das zeigt: Wir können mit Sozialpartnerschaft durch die Krise kommen und die schlechten Prognosen schlagen.« Johann Eekhoff, Universität zu Köln, warnt davor, der Krise mit Versuchen, Beschäftigte mit öffentlichen Mitteln dazu zu bewegen, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, wie beispielsweise mit der geförderten Altersteilzeit und der Frühverrentung ohne Renten, begegnen zu wollen. Auch seien Mindestlöhne und die Subventionierung von Arbeit keine effizienten Instrumente, negative Wirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt abzumildern. Vielmehr sollten die Steuer- und Abgabesysteme verbessert und Arbeitszeitregelungen gelockert werden. Axel Deeke, Institut für Arbeitsmarktund Berufsforschung, Nürnberg, sieht in der Kurzarbeit den Grund dafür, dass die befürchteten Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt bislang ausgeblieben sind. Nach Ansicht von Wilhelm Adamy, DGB-Vorstandsmitglied, ist die Kurzarbeit zwar kurzfristig sehr erfolgreich, kann aber einen krisenbedingten Arbeitsplatzabbau allenfalls verschieben, nicht vollständig verhindern. Diese »gewonnene Zeit« sollte genutzt werden, um, beispielsweise durch Sicherung gefährdeter Arbeitsplätze, Anhebung des Qualifikationsniveaus, Abbau von sozialer Ungleichheit und angemessene Einkommenssicherung, Beschäftigung zu sichern. Stefan Sell, Fachhochschule Koblenz, sieht die derzeitige Stabilisierung der Funktionalitäten in der Arbeitslosenversicherung, z.B. durch eine befristete Verlängerung des Arbeitslosengeldes I, nur als eine kurzfristige Strategie. Mittel- und langfristig müsse es um die Weiterentwicklung des bestehenden Sicherungssystems bei Erwerbslosigkeit in Richtung auf eine »Beschäftigungsversicherung« gehen. Heike Bruch und David Maus, Universität St. Gallen, stellen ihr Konzept »Einsatz der problemorientierten Führung« vor, dessen Anwendung es auch in Krisenzeiten ermögliche, die Mitarbeiter zu mobilisieren.

Schlagwörter: Wirtschaftskrise, Arbeitsmarkt, Kurzarbeit, Arbeitsmarktpolitik, Unternehmen, Beschäftigung, Krise, Armut, Deutschland
JEL Klassifikation: J210,O100

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2009