Aufsatz in Zeitschrift

ifo Konjunkturprognose 2010: Deutsche Wirtschaft ohne Dynamik

Kai Carstensen, Wolfgang Nierhaus, Oliver Hülsewig, Klaus Abberger, Teresa Buchen, Christian Breuer, Steffen Elstner, Steffen Henzel, Nikolay Hristov, Michael Kleemann, Johannes Mayr, Wolfgang Meister, Georg Paula, Anna Wolf, Klaus Wohlrabe, Timo Wollmershäuser
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2009

ifo Schnelldienst, 2009, 62, Nr. 24, 17-64

Am 15. Dezember 2009 stellte das ifo Institut seine Prognose für die Jahre 2010 und 2011 vor. Zwar steigen seit dem Frühjahr 2009 Produktion und Handel wieder, aber das Wachstumstempo wird niedrig bleiben. Ein Kernproblem ist die Schwächung der internationalen Finanzmärkte, deren Funktionsfähigkeit in wichtigen Segmenten nach wie vor eingeschränkt ist. Zudem musste das Bankensystem gewaltige Eigenkapitalverluste hinnehmen. In wichtigen Industrieländern kommt eine Krise am Immobilienmarkt hinzu, die dort den Abschreibungsbedarf bei Banken erhöht. Die Kreditbedingungen bleiben damit weltweit restriktiv, was die Finanzierung von Investitionen und neuen Arbeitsplätzen massiv beeinträchtigt. Insgesamt wird das Bruttoinlandsprodukt der Welt im Jahr 2010 um 3,1% und im Jahr 2011 um 2,6% steigen, nachdem es im Jahr 2009 um 1,1% zurückgegangen ist. Der Anstieg der Preise wird sich weltweit etwas beschleunigen. In Deutschland hat sich die gesamtwirtschaftliche Produktion im Frühjahr stabilisiert. Im zweiten Quartal expandierte das reale Bruttoinlandsprodukt saison- und kalenderbereinigt um 0,4%, im dritten Quartal sogar um 0,7%. Aufgrund des außerordentlich kräftigen Einbruchs im vorausgegangenen Winterhalbjahr um fast 6% blieb die gesamtwirtschaftliche Produktion, und hier insbesondere die Erzeugung in den exportabhängigen Branchen, aber auf niedrigem Niveau. Der gesamtwirtschaftliche Auslastungsgrad – zieht man die ifo Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe als Proxy heran – liegt derzeit um etwa 10 Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt. Insgesamt dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion saison- und kalenderbereinigt im Jahresendquartal 2009 weiter zugenommen haben, wenngleich in einem etwas langsameren Tempo (0,5%) als im Vorquartal. Im Gesamtjahr 2009 sinkt das reale Bruttoinlandsprodukt um 4,9%. Im Jahresdurchschnitt 2010 wird das reale Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich um 1,7% zunehmen; im Jahresdurchschnitt 2011 um 1,2%.

Schlagwörter: Konjunktur, Konjunkturumfrage, Konjunkturprognose, Wirtschaftslage, Geschäftsklima, Weltkonjunktur, Deutschland, Welt
JEL Klassifikation: F010,O000

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2009