Aufsatz in Zeitschrift

Steigende Inflationsraten: Ist die Zinserhöhung der EZB die richtige Reaktion?

Jörg Krämer, Ulrich Kater, Werner Becker, Sebastian Dullien
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2008

ifo Schnelldienst, 2008, 61, Nr. 16, 03-14

In letzter Zeit sind die Inflationsraten weltweit kräftig gestiegen. Als Reaktion erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang Juli ihren Leitzins. Jörg Krämer, Commerzbank, sieht diese Zinserhöhung als notwendig an, da die entscheidenden, langfristigen Inflationserwartungen im Laufe des Jahres gestiegen waren und deutlich über der 2-Prozentmarke der EZB lagen. Senken sollte die EZB den Leitzins dann, wenn die langfristigen Inflationserwartungen merklich gefallen und im Einklang mit ihrer Definition von Preisstabilität sind. Ulrich Kater, DekaBank, sieht hinter dem Handeln der EZB die Absicht, Einfluss auf die Inflationserwartungen zu nehmen und keine Kursänderung in Richtung restriktiver Geldpolitik. In diesem Sinn verstanden sei der Zinsschritt der EZB vom Juli zu rechtfertigen. Und auch Werner Becker, Deutsche Bank Research, ist der Ansicht, dass „die moderate Zinsanhebung Anfang Juli ein psychologisch wichtiges Signal zur Stabilisierung der Inflationserwartungen“ war: »Im Übrigen dürfte ein kleiner Leitzinsschritt keinen großen Flurschaden bei der Konjunktur anrichten.« Dieser Meinung widerspricht Sebastian Dullien, Fachhochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin: »Zwar mag diese Reaktion auf den ersten Blick angesichts der hohen Teuerung vernünftig erscheinen, bei genauerer Betrachtung spricht allerdings reichlich wenig für den Schritt. Viel deutet darauf hin, dass der bereits eingesetzte Abschwung auch ohne die EZB-Zinserhöhung völlig gereicht hätte, um die Inflationsrisiken zu begrenzen. Statt mit Augenmaß die Inflation in Schach zu halten, droht die EZB mit ihrem Kurs den Abschwung im Währungsraum in eine ausgewachsene und tiefe Rezession zu verwandeln.«

Schlagwörter: Inflationsrate, Zins, Inflation, Inflationserwartung, Geldpolitik, Deutschland, EU-Staaten
JEL Klassifikation: E500

Enthalten in Zeitschrift bzw. Sammelwerk

Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2008