Aufsatz in Zeitschrift

Ökonometrie der Kriminalität

Horst Entorf, Hannes Spengler
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2005

ifo Schnelldienst, 2005, 58, Nr. 16, 13-25

Gemäß der klassischen ökonomischen Theorie der Kriminalität sollte ein Anstieg der erwarteten Strafe (also des Produktes aus Strafwahrscheinlichkeit und Strafmaß) eine Reduktion der Kriminalität bewirken. In der empirischen Analyse gestaltet sich ein Test dieser Hypothese als äußerst komplex. "Kriminalität" gliedert sich in eine Vielzahl von Deliktgruppen und die Operationalisierung von "Strafwahrscheinlichkeit" durchläuft im rechtsstaatlichen System die Handlungen und Entscheidungen der Institutionen "Polizei", "Staatsanwaltschaft" und "Gericht" und variiert in den Zahlen zu Aufklärungs-, Anklage- und Verurteilungsquoten sowie in Entscheidungen über Geld-, Haft- und Bewährungs- oder Jugendstrafen. Üblicherweise wird in der empirischen Kriminalitätsforschung nur einen Bruchteil dieser Zusammenhänge gleichzeitig berücksichtigt. Prof. Dr. Horst Entorf, TU Darmstadt, und Hannes Spengler, DIW, Berlin, und TU Darmstadt, erstellten eine umfassende, mit Bundesländerdaten des Zeitraums 1977-2001 der Polizeilichen Kriminalstatistik und der Strafverfolgungsstatistik aufgebaute Datenbank. In diesem Beitrag werden die Daten und ihre Nutzbarkeit anhand deskriptiver Beschreibungen und einer panelökonometrischen Untersuchung der Wirkung des deutschen Strafverfolgungssystems auf das Aufkommen an Kriminalität in den sechs wichtigsten Deliktgruppen vorgestellt. Die Ergebnisse liefern deutliche Anzeichen für die Wirksamkeit von Abschreckung und somit eine empirische Bestätigung der ökonomischen Theorie der Kriminalität.

Schlagwörter: Kriminalitätsökonomik, Kriminalität, Strafverfahren, Erwachsene, Jugendliche, Deutschland
JEL Klassifikation: K140

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2005