Aufsatz in Zeitschrift

Wie demographiefest ist die betriebliche Altersvorsorge?

Jochen Zimmermann
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2004

in: ifo Schnelldienst, 2004, 57, Nr. 18, 11-18

Die Krise der Umlagefinanzierung der sozialen Sicherung, insbesondere der Alterssicherung, lässt die Forderung nach einem Wechsel auf kapitalgedeckte Systeme stärker werden. Diese werden in der Regel als weniger anfällig gegenüber demographischen Veränderungen angesehen. Allerdings sehen sich auch kapitalgedeckte Systeme, wie etwa die indirekt durch Pensionsrückstellungen oder direkt über Fondsvermögen finanzierte betriebliche Altersversorgung, Risiken ausgesetzt, die auf demographische Veränderungen zurückzuführen sind. Prof. Dr. Jochen Zimmermann, Universität Bremen, diskutiert in diesem Beitrag die hieraus resultierende Effekte für die zukünftige Unternehmensperformance unter den betriebswirtschaftlichen Kriterien Ertrag und Liquidität. Er sieht das Problem der betrieblichen Altersversorgung in einem fehlenden kollektiven Ausgleichsmechanismus. So gelänge es etwa Lebens- und (privaten) Rentenversicherern über Mindestgarantien und Überschussbeteiligungen das System flexibel zu gestalten. Dies sei aber im Rahmen der festen Leistungszusagen der betrieblichen Altersversorgung nicht möglich. Hier müssten Unternehmen auf das (Sachanlage-)Vermögen zurückgreifen und Anpassungen in ihrem realwirtschaftlichen Leistungsprogramm vornehmen und dadurch ihre Ertragskraft schwächen. Die derzeit vorherrschende Direktzusage erlaube es Unternehmen nicht, auf globalisierte Kapitalmärkte auszuweichen, bei denen Demographieeffekte nicht oder nur abgeschwächt eintreten. Deshalb dürfte für eine Vielzahl deutscher Unternehmen die betriebliche Altersvorsorge erhebliche demographische Probleme nach sich ziehen.

Schlagwörter: Umlageverfahren, Soziale Sicherung, Demographie, Betriebliche Altersversorgung
JEL Klassifikation: H550,J100

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2004