Aufsatz in Zeitschrift

Siemens - DaimlerChrysler: Haben die Einigungen Modellcharakter für den Standort Deutschland?

Michael Hüther, Norbert Berthold, Ferdinand Dudenhöffer
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2004

in: ifo Schnelldienst, 2004, 57, Nr. 17, 03-12

Die nach langen Verhandlungen zustande gekommenen Tarifvereinbarungen bei Siemens und DaimlerChrysler wurden von Politik und Öffentlichkeit gelobt. Einig sind sich die Experten auch darin, dass diese Abschlüsse mehr sind als Einzelfälle. Für Prof. Dr. Michael Hüther, Institut der deutschen Wirtschaft Köln, können diese Vereinbarungen Modellcharakter haben, aber "nicht so sehr in einzelnen Detailfragen, die in anderen Betrieben anders beurteilt werden mögen, sondern eher, weil sie Wege aufzeigen, wie sich Kostensenkungen erzielen und die Produktionsbedingungen in Deutschland im Interesse von Unternehmen und Beschäftigten verbessern lassen". Auch für Prof. Dr. Norbert Berthold, Universität Würzburg, hat die Einigung bei DaimlerChrysler keinen Vorbildcharakter für andere Unternehmen. Er sieht vor allem kleine und mittlere Unternehmen benachteiligt. Denn: "Im Unterschied zu betrieblichen Bündnissen in kleineren und mittleren Unternehmen, die zumeist illegal sind, ist der Standortsicherungsvertrag von Sindelfingen allerdings legal. Während bei vielen betrieblichen Vereinbarungen die Gewerkschaften nicht zugestimmt haben, ist dies bei DaimlerChrysler nicht der Fall. Die IG-Metall wird es nicht wagen, eine solche betriebliche Vereinbarung, die vom DaimlerChrysler-Betriebsrat geschlossen wurde, in Frage zu stellen. Kleinere und mittlere Unternehmen haben diese Macht nicht, sie werden benachteiligt." Deshalb sollte die Politik den Weg nach mehr Eigenständigkeit der Betriebsparteien ebnen und den Weg für betriebliche Bündnisse für Arbeit öffnen. Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Fachhochschule Gelsenkirchen, sieht in den Vereinbarungen einen wichtigen Zwischenschritt für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland. Seiner Meinung werden sie einen nachhaltigen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung der Arbeitszeiten in Deutschland haben.

Schlagwörter: Tarifvertrag, Firmentarifvertrag, Wettbewerb, Unternehmen, Tarifautonomie, Standort, Deutschland
JEL Klassifikation: J300

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2004