Aufsatz in Zeitschrift

Wie gut sind professionelle Wechselkursprognosen?

Peter Bofinger, Robert Schmidt
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2003

in: ifo Schnelldienst, 2003, 56, Nr. 17, 7-14

Die künftige Entwicklung der Wechselkurse ist für viele wirtschaftliche Entscheidungen von besonderer Bedeutung. Gerade die jüngste Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar hat deutlich vor Augen geführt, wie negativ sich unerwartete Wechselkursänderungen auswirken können. Um Risiken und Erträge von Wechselkursänderungen zu optimieren, betreiben zahlreiche Unternehmen ein aktives Währungsmanagement. Eine wichtige Voraussetzung jedes Währungsmanagements sind Wechselkursprognosen. Da es kein Wechselkursmodell gibt, das zu befriedigenden Ergebnissen führt, greifen die Unternehmen häufig auf die Prognosen professioneller Analysten zurück. Am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, Geld und internationale Wirtschaftsbeziehungen der Universität Würzburg wurde geprüft, wie sinnvoll es ist, sich an solchen Marktprognosen zu orientieren. Das Ergebnis ist einigermaßen ernüchternd: Die Marktprognosen keiner der drei in die Untersuchung einbezogenen Anbieter (Consensus Economics, Reuters, ZEW-Finanzmarkttest) lieferte brauchbare Entscheidungshilfen für international tätige Unternehmen. Des weiteren ergab die Analyse, dass die betrachteten Marktprognosen nicht mit dem Konzept »rationaler« Erwartungen in Einklang zu bringen sind. Die Analysten orientieren sich offensichtlich zu sehr an der zum Zeitpunkt der Prognoseerstellung zu beobachtenden Kursentwicklung. Dieses Verhalten lässt sich anhand der Verankerungs- und Anpassungsheuristik, die in der Literatur zur Behavioural Finance eine wichtige Rolle spielt, gut erklären.

Schlagwörter: Wechselkurs, Euro, US-Dollar, Prognose, Währungsmanagement
JEL Klassifikation: E620,F310

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2003