Aufsatz in Zeitschrift

ifo Konjunkturprognose 2003/2004: Erholung erst im nächsten Jahr

Wolfgang Nierhaus, Elke Hahn, Oscar-Erich Kuntze, Erich Langmantel, Wolfgang Meister, Martin Meurers
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2003

in: ifo Schnelldienst, 2003, 56, Nr. 13, 13-38

Die Weltkonjunktur zeigt sich im Frühsommer 2003 leicht aufwärtsgerichtet. Zu einer durchgreifenden Erholung ist es bisher noch nicht gekommen. Belastend wirkten insbesondere die Irak-Krise, der zwischenzeitliche Höhenflug des Erdölpreises, der Ausbruch der Lungenkrankheit SARS sowie die immer noch nicht überwundene Flaute im IT-Sektor. Im weiteren Verlauf dieses Jahres ist jedoch eine Wende zum Besseren und im Jahr 2004 eine Erholung zu erwarten. Denn die retardierenden Momente fallen nach und nach weg; die überall deutlich expansive Geldpolitik kann damit ihre stimulierende Wirkung stärker entfalten. Auch in Deutschland lassen die allmähliche Besserung des internationalen konjunkturellen Umfelds und auch die Meldungen der am ifo Konjunkturtest teilnehmenden Firmen über die Geschäftserwartungen einen leichten Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Produktion im zweiten Halbjahr 2003 erwarten; dennoch dürfte die gesamte Wirtschaftsleistung sowohl im Jahresverlauf als auch im Jahresergebnis nur stagnieren. Im Durchschnitt des kommenden Jahres wird das Bruttoinlandsprodukt um 1,5% expandieren, hiervon entfällt allerdings reichlich 1/2 Prozentpunkt auf die ungewöhnlich große Zahl von Arbeitstagen. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte im Jahresdurchschnitt 2003 um 390 000 auf 4,45 Millionen steigen und im kommenden Jahr weiter auf 4,6 Millionen. Die Arbeitslosenquote - bezogen auf alle inländischen Erwerbspersonen - beläuft sich dann auf 10,8%, das ist der höchste Stand seit der Wiedervereinigung. Ein Wendepunkt der negativen Entwicklung bei der Arbeitslosigkeit wird bis zum Ende des Prognosezeitraums nicht erwartet. Der Anstieg der Lebenshaltungskosten wird moderat bleiben; die Inflationsrate dürfte in diesem Jahr 0,9% betragen und im nächsten Jahr 0,8%. Das gesamtstaatliche Budgetdefizit wird in diesem Jahr auf rund 80 Mrd. q (3,7% des BIP) steigen; im nächsten Jahr ist das Minus auf 70 Mrd. q (3,2% des BIP) zu veranschlagen. Deutschland verfehlt damit in beiden Jahren das Defizitkriterium des Stabilitäts- und Wachstumspakts.

Schlagwörter: Welt, Deutschland, Vereinigte Staaten, Europa, Konjunktur, Konjunkturprognose, Konjunkturpolitik, Weltwirtschaft, Wirtschaftswachstum, Schwellenländer, Wirtschaftslage, Geldpolitik, Finanzpolitik, Lohnpolitik, Produktion, Bauwirtschaft, Investition, Preis
JEL Klassifikation: F100,O000

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