Aufsatz in Zeitschrift

Portugal: Aufholprozess zu Ende?

Oscar-Erich Kuntze
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2001

in: ifo Schnelldienst, 2001, 54, Nr. 17, 22-27

In Portugal ist der in den letzten zwei Jahrzehnten zu beobachtende wirtschaftliche Aufholprozess zum Stillstand gekommen. Das reale Bruttoinlandsprodukt nahm mit 3,3% entsprechend dem westeuropäischen Durchschnitt zu. Auch auf dem Arbeitsmarkt besserte sich die Lage langsamer als zuvor, die Arbeitslosenquote sank auf 4,2%. Die Konsumentenpreise lagen im Jahresdurchschnitt um 2,8% über dem Niveau von 1999. 2001 dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt um knapp 2% expandieren, also etwa im Rhythmus Westeuropas. Das wäre ein weiteres verlorenes Jahr im Aufholprozess Portugals und ein nochmaliger relativer Rückschritt für die entwicklungsmäßig noch deutlich unter dem westeuropäischen Durchschnitt liegende Volkswirtschaft. Der Preisauftrieb wird rund 4½% betragen. Die Arbeitslosenquote dürfte im Jahresdurchschnitt auf ca. 4¼% steigen. Das Defizit der Leistungsbilanz geht in Relation zum BIP zurück, bleibt aber alarmierend. Im Jahr 2002 wird sich die Konjunktur allmählich erholen und das BIP um ungefähr 2¼% expandieren. Diese Rate entspricht aber vermutlich nur knapp dem westeuropäischen Mittel, so dass ein weiteres Stocken des Aufholprozesses gegenüber den anderen EU-Ländern die Folge sein wird. Die Arbeitslosenquote wird sich auf etwa 4½% erhöhen, und auch die Verbraucherpreise werden um diese Rate über dem Niveau des Jahres 2001 liegen.

Schlagwörter: Konjunktur, Finanzpolitik, Wirtschaftswachstum, Portugal
JEL Klassifikation: O100,O520

Enthalten in Zeitschrift bzw. Sammelwerk

Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2001