Aufsatz in Zeitschrift

Frauenerwerbstätigkeit im Spannungsfeld veränderter Lebensentwürfe und wohlfahrtsstaatlicher Regelungen

Sonja Munz
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1997

in: ifo Schnelldienst, 1997, 50, Nr. 23, 21-35

Verbesserte Bildungs- und Berufschancen und veränderte Rollenbilder haben die Freiräume und den Aktionsradius von Frauen erweitert. Andererseits müssen Frauen aber immer häufiger eine eigene ökonomische Existenz anstreben, ohne daß die traditionelle Arbeitsteilung, die ihnen die Haus- und Familienarbeit zuschreibt, abgelöst wurde. Obwohl Erwerbsorientierung und -verhalten von Frauen erheblich differenzierter geworden sind, gehen viele Betriebe bei Einstellungen oder Beförderungen vom Bild der "durchschnittlichen" Frau aus, die ein niedriges Bildungsniveau sowie höhere Fluktuations- und Abwesenheitsraten hat als der "durchschnittliche" Mann. Nach wie vor ist der Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zweigeteilt; Männer erhalten nach Abschluß der Berufsausbildung auch ein höheres Anfangsentgelt. Das Sozial- und Abgabensystem und die Tarifpolitik orientieren sich am "Ernährermodell" und werden nur zögerlich an die veränderten Lebensentwürfe von Frauen angepaßt. Wenn das Ziel eine "offene Gesellschaft" ist, in der alle Mitglieder, unabhängig vom Geschlecht, gleichwertige Lebens- und Handlungschancen haben, besteht noch ein erheblicher Reformbedarf.

Schlagwörter: Deutschland, Frauenerwerbstätigkeit, Soziale Lage