Aufsatz in Zeitschrift

Werte und Wirtschaftsordnung auf dem Prüfstand

Jürgen Riedel
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, Dresden, 1995

in: ifo Dresden berichtet, 1995, 02, Nr. 01, 03-06

Die Forderung nach "Reengineering" und nach alternativen Wirtschaften wird in Deutschland zur Zeit immer dringender. Unsere derzeitige Form der sozialen Marktwirtschaft und auch die Grundlagen unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung sollen einer Überprüfung unterzogen werden. Daß nun eine Bewußtseinsschwelle überschritten ist, die zu einer grundsätzlichen ordnungspolitischen Debatte geführt hat, läßt sich vielleicht am ehesten "chaostheoretisch" erklären. Der ordnungspolitischen Diskussion liegen theoretische Vorstellungen zugrunde, die zumeist auf ein einziges Unterschiedsmerkmal zurückgehen. Es ist dies bei Karl Marx das Eigentum an Produktionsmitteln als juristischer Ausdruck für die jeweilige Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung und bei Walter Eucken die Zuständigkeit für die Aufstellung und Durchführung von Wirtschaftsplänen, d.h. zentral geplante und verwaltete Wirtschaft versus dezentral geplante Wirtschaft mit einer Abstimmung der Einzelpläne über die Preismechanismen der Märkte. Auf der meta-ökonomischen Ebene vollziehen sich offensichtlich erhebliche Veränderungen in den Werten, Zielsetzungen und Verhaltensmustern der Menschen.

Schlagwörter: Wirtschaftsordnung, Deutschland