Beitrag zu Sammelwerk

Regionale und sektorale Voraussetzungen für ein Funktionieren der Marktwirtschaft

Gernot Nerb
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992

in: Oppenländer, Karl H., Aktuelle Probleme beim Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft : ifo/IMEMO-Symposium am 2. und 3. September 1991 in Moskau, 1992, ifo Studien zur Ostforschung / 6, 33-52

Nach Meinung des Verfassers hat es für die Sowjetunion wenig Sinn, der politischen Desintegration der Republiken entgegenzuwirken. Der Zerfall ist wohl nötig, damit die kleineren Gebilde eine Chance erhalten, den für sie am besten passenden Weg zur Marktwirtschaft zu wählen, so der Autor. Ein wesentliches Problem in der Sowjetunion besteht darin, daß die Republiken bisher keine eigenständige Wirtschaft mit eigenen administrativen Strukturen kennen. Die Republiken haben deshalb kaum Erfahrungen mit einer regionalen und einer sektoralen, also die verschiedenen Wirtschaftsbranchen betreffende Strukturpolitik. Der Marshall-Plan im Westen nach dem 2. Weltkrieg machte weniger als 2% des Bruttosozialprodukts der begünstigten Länder aus. Wichtiger als die Finanzspritzen war wahrscheinlich die Zielrichtung des Marshall-Plans, einen Prozeß der Handelsliberalisierung in Europa zu fördern. Gerade für die kleineren Republiken der Sowjetunion ist es existentiell wichtig, daß der Welthandel nicht nur frei bleibt, sondern noch freizügiger wird, als es heute der Fall ist. Auf eine Industrie-Strukturpolitik kann in der schwierigen Umbruchsphase der sowjetischen Republiken nicht verzichtet werden, da ein sich völlig selbst überlassener Strukturwandel zu große soziale und volkswirtschaftliche Verwerfungen zur Folge hätte. Die deutsche Wirtschaft befürwortet nach einer im Juli 1992 durchgeführten Umfrage nahezu ohne Ausnahme eine Unterstützung der sowjetischen Wirtschaft durch den Westen.Allerdings überwiegen eindeutig die Firmen, die von der Sowjetunion erst noch mehr Vorleistungen in Richtung Marktwirtschaft verlangen, bevor weitere Hilfe gewährleistet werden. Die wohl wirksamste Hilfe des Westens wären verstärkte Auslandsinvestitionen, da hierdurch wirtschaftliches und technisches Know-how von den westlichen Partnern mitgeliefert wird.

Schlagwörter: Marktwirtschaft, Planwirtschaft, Einkommen, Regionalpolitik, Sowjetunion

Enthalten in Zeitschrift bzw. Sammelwerk

Monographie (Autorenschaft)
Karl-Heinrich Oppenländer
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992
ifo Studien zur Ostforschung / 6