Aufsatz in Zeitschrift

Wie ist die bayerische Ernährungsindustrie für den Europäischen Binnenmarkt gerüstet?

Michael Breitenacher
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992

in: ifo Schnelldienst, 1992, 45, Nr. 22, 13-21

Die anstehende Vollendung des EG-Binnemarktes stellt für das Ernährungsgewerbe eine besondere Anforderung dar: Nicht nur, daß sich durch den Abbau von Grenzschranken (z.B. abweichende Bestimmungen über Zutaten, Etikettierung oder Verpackung) der Wettbewerb unmittelbar verschärfen wird. Auf mittlere und längere Sicht ist auch mit einer Rationalisierung der Herstellungs- und Vermarktungsverfahren sowie einem verbesserten Angebot zu rechnen. Darüber hinaus schafft der weltweite Konzentrationsprozeß in der Branche neue Wettbewerbsbedingungen. In einer Studie des ifo Instituts wurde festgestellt, daß die Vollendung des Binnenmarktes in Teilbereichen des Nahrungs- und Genußmittelgewerbes besondere Gefahren und Anpassungsprobleme mit sich bringen wird. Zu den Branchen, die sich einem verstärkten Wettbewerbsdruck gegenübergestellt sehen werden, zählen die Mineralbrunnen und die Herstellung von Limonaden sowie die Brauereien und Mälzereien. Insgesamt werden Maßnahmen für das bayerische Ernährungsgewerbe im Hinblick auf den EG-Binnemarkt notwendig, nämlich Verbesserung des Produktionsniveaus, Erhöhung der Effizienz der durchgeführten Investitionsmaßnahmen, Stärkung der Präsenz im Ausland und Beseitigung der Nachteile der kleinen Unternehmensgrößen. Insgesamt befindet sich das Ernährungsgewerbe Bayerns im Hinblick auf die Vollendung des EG-Binnenmarktes in einer nicht ungünstigen Ausgangssituation, vor allem was die Exportorientierung und die eingeschlagene FuE-Strategie anbelangt. Insbesondere die Ausfuhrchancen könnten sich durch den anstehenden EG-Beitritt der Nachbarstaaten Österreich und Schweiz nicht unerheblich verbessern. Die Öffnung der Märkte wird jedoch den bayerischen Herstellern strukturelle Anpassungen in bezug auf Produktion, Vertrieb und Kooperation abverlangen.

Schlagwörter: Bayern, Nahrungsmittelgewerbe, Brauerei, EU-Binnenmarkt, Außenhandelskontingent, Milchverarbeitung