Aufsatz in Zeitschrift

Umweltschutz und Baubedarf - Perspektiven bis 2000

Ulrich Adler
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1990

in: ifo Schnelldienst, 1990, 43, Nr. 01/02, 09-19

Der Bausektor ist der Wirtschaftsbereich, der von den Umweltausgaben bzw. den Umweltinvestitionen des produzierenden Gewerbes und der Gebietskörperschaften am stärksten profitiert, 1989 erklärten 55% der befragten Unternehmen, daß sie im Umweltschutzmarkt tätig sind. Im Gewässerschutz wird der Baubedarf bis zum Jahr 2000 von vier Aufgaben (=Anpassung des Kanalnetzes an die wachsende Zahl der Haushalte und an höhere Anschlußgrade, Sanierung der Kanalnetze, Erweiterung der Kapazität, Verbesserung der Reinigungsleistung der Klärwerke) geprägt sein, allerdings wird der Bedarf unterschiedlich eingeschätzt. Die Ansätze schwanken zwischen 70 Mrd. DM (Gewos 1986) und 280 Mrd. DM (Klemmer 1987). Von 1988 bis 2000 müßte zuerst das bestehende Kanalnetz von 270.000 km um etwa 19.000 km erweitert werden (bei 1,4 Mill. neuen Haushalten bis dato; Kosten ca. 10 Mrd. DM). Der Erneuerungsbedarf des bisher vorhandenen Rohrnetzes wird bei 40 bis 60 Mrd. DM liegen (=15 bis 20% der Gesamtrohrlänge). Eine weitere Maßnahme zur Verbesserung der Funktion des Kanalsystems sind die sog. Regenwasserrückhaltebecken. Diese haben die Aufgabe, das Überlaufen der Kläranlage zu verhindern und gleichzeitig das Regenwasser vorzuklären. Für diese Aufgaben ist ein Bedarf anzusetzen, der zwischen 25 und 30 Mrd. DM liegen dürfte. Auch müssen neue Kläranlagen gebaut werden (ca. 20 bis 25 Mrd. DM) bzw. die Umsetzung der dritten Reinigungsstufe (Beseitigung der Nitrate und Phosphate) durchgeführt werden (ca. 15 Mrd. DM). Neben dem Erhaltungsbedarf der Klärwerke (17 bis 35 Mrd. DM) ist die Klärschlammbehandlung wichtig (Vorbehandlung oder Entsorgung). Da liegt der Bedarf bei 30 bis 40 Mrd. DM. Als Gesamtbedarf für die Zeit von 1988 bis 2000 ergeben sich demnach 162 bis 216 Mrd. DM wobei bei einem Durchschnittsanteil von 85% der Baubedarf im Gewässerschutz bei ca. 140 bis 190 Mrd. DM liegt.

Schlagwörter: Deutschland, Umweltschutzinvestition, Bauwirtschaft, Prognose