Aufsatz in Zeitschrift

Geldpolitik vor neuen Aufgaben

Heidemarie C. Sherman
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1990

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1990, 42, Nr. 02, R1-R4

Das Geschehen am deutschen Geld- und Kapitalmarkt 1989 war von der kräftigen Konjunkturentwicklung geprägt. Mit 4% überstieg das tatsächliche Wachstum des realen Bruttosozialprodukts die Erwartungen vom Jahresanfang. Die Kapazitätsauslastung stieg auf 90%. In vielen Bereichen machten sich Überhitzungstendenzen bemerkbar. Bei der Bestimmung des Geldmengenziels für 1990 griff der Zentralbankrat auf einen breiteren Rahmen zurück (Zuwachsrate für 4. Quartal 1989 4-6%). Ende 1988 begann - im Zusammenhang mit der Quellensteuer - der steile Anstieg der Kapitalmarktzinsen, der im Mai 1989 mit 7,1% einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Die Unsicherheiten über die Folgen eines beschleunigt herbeigeführten gemeinsamen Währungs- und Wirtschaftraumes mit der DDR dürften auch in nächster Zeit den deutschen Rentenmarkt belasten. Die Einführung der Währungsunion unter weitgehender Wahrung der Geldwertstabilität stellt eine große Herausforderung für die Bundesbank dar, wird aber auch Auswirkungen auf den deutschen Geld- und Kapitalmarkt haben.

Schlagwörter: Geldpolitik, Deutschland, DDR, Kapitalverkehrspolitik, Währungsunion