Aufsatz in Zeitschrift

Die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Herbst 1990


ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1990

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1990, 42, Nr. 10, A1-A31

Durch die Golfkrise sind neue Risiken für die Weltkonjunktur entstanden. Das reale Bruttosozialprodukt (BSP) wird in den USA 1990 um 1 % expandieren; 1991 wird die Rate nicht höher sein, die gesamtwirtschaftliche Produktion dürfte nur noch mit einer Jahresrate von 1 % gestiegen sein; die Beschäftigung nahm nicht zu und die Arbeitslosenquote erhöhte sich auf 5,7 %. Das Defizit im Bundeshaushalt wird 200 Mrd. DM betragen. In Japan hat sich die kräftige Expansion der Wirtschaft fortgesetzt. Das reale BSP wird 1990 6 % und 1991 4 % steigen, die Verbraucherpreise werden sich dieses Jahr um etwa 3 % und nächstes Jahr um 3,5 % erhöhen. Die Nachfrage- und Produktionsexpansion wird sich in Westeuropa dieses Jahr verlangsamen. Das reale BSP erhöht sich 1990 um 3 %, 1991 wird es sich auf 2 % verringern, die westeuropäische Leistungsbilanz dürfte mit einem hohen Defizit abschließen. Im Vordergrund der Entwicklung auf den internationalen Rohstoffmärkten steht seit August die drastische Verteuerungen von Erdöl. Mit dem Embargo, das die UN nach der Besetzung Kuwaits durch den Irak über deren Lieferungen verhängte, fiel deren Ölangebot in Höhe von 8 % der Weltproduktion aus. Die Rohstoffpreise werden nachgeben. Der Welthandel wird 1990 real um 6 %, 1991 um 4,5 % zunehmen. In Westdeutschland hat sich die konjunkturelle Expansion in unvermindertem Tempo fortgesetzt, in Ostdeutschland verstärkte sich der Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion drastisch. Die ostdeutsche Wirtschaft befindet sich in der Umstellungskrise, der private Verbrauch schwankt zwischen Nachholbedarf und unsicherer Einkommensentwicklung; es besteht die Aussicht auf mehr Investitionen, das Baugewerbe wird einen Aufschwung zu verbuchen haben, es wird erneut einen hohen Importüberschuß geben. Der Tiefpunkt der gesamtwirtschaftlichen Produktion wird in Os

Schlagwörter: Weltwirtschaft, Deutschland, Vereinigte Staaten, Konjunktur, Japan, Westeuropa, Mineralölprodukt, Preis, OECD-Staaten, Rohstoff