Aufsatz in Zeitschrift

Warum unterscheiden sich die langfristigen Wachstums- und Produktivitätstrends Europas
und der USA?

Bernhard Felderer
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2001

in: ifo Schnelldienst, 2001, 54, Nr. 01, 15-23

In den sechziger Jahren lag das reale Wachstum in Europa noch über dem der USA. Danach sanken in beiden Teilen der Welt tendenziell die Wachstumsraten. Anfang der Achtziger Jahre folgte allerdings in den USA eine Phase hohen Wirtschaftswachstums, so dass die Wachstumsraten und die Beschäftigungszunahme wesentlich höher als jene in Europa sind. Diese unterschiedliche Entwicklung wird nach Prof. Bernhard Felderer, Direktor des Instituts für Höhere Studien in Wien und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln, u.a. durch die weitaus größere Anwendung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien in den USA verursacht. Der Abstand zwischen Europa und den USA in diesem Bereich, der sich in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre vergrößert hat, ist kein Zufall, sondern mit rationalem ökonomischen Kalkül erklärbar: Die Kosten des Einsatzes neuer IKT in den Unternehmen und die Kosten des Betriebs eines privaten PC waren in Europa in den neunziger Jahren mehrfach so hoch als in den USA. Auch aufgrund der hohen Regulierungsdichte blieb Europa in den Achtziger und neunziger Jahren in der Produktivitätsentwicklung hinter den USA zurück. Diese unterschiedlichen Entwicklungstrends zwischen den USA und Europa werden sich nicht kurzfristig beseitigen lassen und in den nächsten Jahren fortbestehen.

Schlagwörter: Wirtschaftswachstum, Produktivität, Europa, Vereinigte Staaten
JEL Klassifikation: O110,O400

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2001