Aufsatz in Zeitschrift

Westdeutsche Industrie in ruhigem Fahrwasser

Hans Baumann
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1991

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1991, 43, Nr. 11, A1-A12

Nach dem durch die Vereinigung bewirkten Schub hat die Inlandsnachfrage nach Erzeugnissen des westdeutschen verarbeitenden Gewerbes seit Beginn dieses Jahres nicht mehr angezogen, sie war sogar leicht rückläufig. Für das kommende Jahr (1992) zeichnen sich nur schwache Auftriebskräfte ab. Der ungünstigen Entwicklung des Inlandgeschäftes steht seit dem Frühjahr eine mäßige Erholung der Auslandsnachfrage gegenüber, die in das nächste Jahr hinein anhalten dürfte. Trotz verstärkter Exporte wird sich das reale Produktionswachstum von ca. 3,5% in diesem Jahr auf knapp 2% 1992 verringern. Das Nachlasssen der konjunkturellen Triebkräfte vom Inland beruht zu einem wesentlichen Teil auf einer Abschwächung der Investitionsneigung. Im verarbeitenden Gewerbe selbst werden die realen Bruttoanlageinvestitionen 1992 bestenfalls das Niveau von 1991 erreichen. Die erheblichen Mehrinvestitionen in den neuen Bundesländern wirken sich wegen ihres geringen absoluten Umfangs nicht allzu stark auf die Gesamtnachfrage aus. Überdurchschnittlich profitieren wird davon der Investitionsgüterbereich der Elektrotechnik, dessen Produktion 1992 bei mäßig anziehenden Exporten um ca. 3% zunehmen dürfte. Im Maschinenbau, der 1991 durch eine noch recht kräftige Ausweitung der Produktion für das Inland und spürbare Exportrückgänge gekennzeichnet ist, werden 1992 die Triebkräfte vom Inland schwächer, während sich das Auslandsgeschäft erholen dürfte. Die Produktion, die 1991 wohl um 1 bis 2% sinkt, könnte nächstes Jahr wieder um 1 bis 2% steigen. Ähnlich wie bei Liefer- und Lastkraftwagen,deren Produktion 1991 um 4% (1991: 9%) zunehmen dürfte, ebbt die Welle der Anschaffungen von Personen- und Kombinationsfahrzeugen ab. Für elektrotechnische Gebrauchsgüter und Holzwaren zeichnet sich für 1992 ein

Schlagwörter: Deutschland