Aufsatz in Zeitschrift

Schattenwirtschaft in Europa

Friedrich Schneider, Rigmar Osterkamp
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2000

in: ifo Schnelldienst, 2000, 53, Nr. 30, 17-26

In fast allen OECD-Ländern weist die Schattenwirtschaft einen langfristig steigenden Trend auf und macht dort mittlerweile einen bedeutenden Teil des Sozialprodukts aus. Dabei sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern beträchtlich. Auch in Deutschland ist die Schattenwirtschaft in den letzten 25 Jahren stark angewachsen. Betrug sie im Jahr 1975 5,8% des Bruttoinlandsproduktes, so steigerte sie sich bis zum Jahre 1999 auf 15,6% und wird sich in diesem Jahr auf 16% erhöhen. Hauptursache für schattenwirtschaftliche Aktivitäten dürften neben der Abgabelast die Regulierungsintensität des Staates und die Anzahl der Kleinunternehmen sein. Obwohl die Schattenwirtschaft nicht per se als schädlich angesehen werden sollte, hat sie einige gravierende Nachteile. Erstens sind die gesetzlichen Steuersätze höher und die Steuerbasis schmaler. Zweitens können in der Schattenwirtschaft die Vorteile der innerbetrieblichen Arbeitsteilung nicht in vollem Umfang wahrgenommen werden, so dass die Produktivität in der Schattenwirtschaft geringer sein dürfte als in der offiziellen Wirtschaft. Drittens können die Wirtschaftssubjekte die Möglichkeiten der Schattenwirtschaft in sehr unterschiedlichem Maße nutzen und davon profitieren. Daher geben zumindest die schattenwirtschaftlichen Auswüchse und der permanente Anstieg der Schattenwirtschaft Anlass zur Besorgnis und zum Handeln. Eine allgemeine, d.h. für alle Unternehmen gleichermaßen gültige Verschärfung des Steuervollzugs und eine Senkung der gesetzlichen und tatsächlichen Abgabenlast sind langfristig sinnvolle Maßnahmen, um die Schattenwirtschaft oder wenigstens ihre Zunahme einzudämmen.

Schlagwörter: OECD-Staaten, Schattenwirtschaft, Öffentliche Finanzwirtschaft, Finanzpolitik, Deutschland
JEL Klassifikation: H300