Randstad-ifo-Personalleiterbefragung

Die 4-Tage-Woche und gesetzliche Anreize zur Einstellung ausländischer Fachkräfte (2. Quartal 2024)

Im zweiten Quartal 2024 der Randstad-ifo-Personalleiterbefragung drehte sich alles um die 4-Tage-Woche und mögliche daraus resultierende positive sowie negative Effekte. Zudem wur-den Wechselwirkungen mit dem Arbeits- und Fachkräftemangel sowie der Einfluss gesetzlicher Anreize zur Einstellung ausländischer Fachkräfte abgefragt.

11% der Betriebe haben eine 4-Tage-Woche bereits im Einsatz, 47% davon mit einer Stunden-reduktion bei weniger Gehalt. Etwas mehr als ein Drittel der Unternehmen erwartet von einer 4-Tage-Woche keine positiven Effekte, 59% rechnen mit einem höheren Personalaufwand. 61% der befragten Unternehmen fürchten eine Verschärfung des Arbeits- und Fachkräfte-mangels, wenn eine 4-Tage-Woche eingeführt wird. 23% glauben, dass die positiven Aspekte nämlich die Attraktivität für Bewerbende, überwiegen.  

4-Tage-Woche nur bei wenigen Firmen bereits im Einsatz oder geplant

Für eine erste Einordnung wurden die Unternehmen gebeten, anzugeben, wie ihr Unternehmen im Allgemeinen zur 4-Tage-Woche steht. 11% der Betriebe geben an, dass eine 4-Tage-Woche bei ihnen bereits im Einsatz ist. Nur 2% planen eine Einführung. Während in knapp einem Fünftel der Firmen über eine Einführung diskutiert wird, geben etwa 38%, und damit der größte Anteil der Unternehmen an, dass eine 4-Tage-Woche für sie kein Thema ist. Bei etwas weniger als einem Drittel der Betriebe ist eine 4-Tage-Woche nicht möglich.

Ein Blick auf die verschiedenen Größenklassen zeigt, dass eine 4-Tage-Woche bei kleinen Unternehmen etwas häufiger als bei Großunternehmen ist. 14% der Betriebe mit weniger als 50 Angestellten gaben an, dass das Modell bei ihnen zum Einsatz kommt. Bei Großunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter*innen waren es nur etwa 7%. Die größte Gruppe an Unternehmen, für die eine 4-Tage-Woche kein Thema ist, sind mit ca. 45% mittelgroße Unternehmen mit 250 bis 499 Angestellten. Am häufigsten diskutiert wird die Einführung einer verkürzten Arbeitswoche bei Großunternehmen (31%).  

Zusätzlich wurden Unternehmen, bei denen eine 4-Tage-Woche im Einsatz ist, beziehungsweise die diese geplant haben, gefragt, welche Form des Modells sie verfolgen. Dabei geben ungefähr die Hälfte der Betriebe eine Stundenreduktion bei weniger Gehalt an. 39% meldeten, Vollzeitstellen auf vier, anstatt auf fünf Tage aufzuteilen. Nur etwa ein Zehntel der Firmen reduziert die Stunden bei gleichem Gehalt.
 

Randstad-ifo-Personalleiterbefragung – 1. Juli 2024
Randstad-ifo-Personalleiterbefragung – 1. Juli 2024

Ein Drittel der Unternehmen glaubt an keine positiven Effekte durch die 4-Tage-Woche 

Aufgrund der wachsenden Verbreitung der 4-Tage-Woche ist es von Interesse, ob Unternehmen durch diese positive Effekte erwarten. Der größte Teil der Unternehmen (37%) verneint dies und erwartet somit keine positiven Effekte. Jedoch nur knapp etwas weniger Betriebe (35%) erwarten Vorteile aufgrund einer erhöhten Mitarbeiterbindung. Auch die höhere Motivation von Mitarbeitenden wird mit einem Anteil von 32% oft genannt. Zudem erwarten 26% der Unternehmen weniger Fehltage durch eine bessere Work-Life-Balance und ebenfalls 26% erhoffen sich mehr Bewerbende.

Randstad-ifo-Personalleiterbefragung – 1. Juli 2024, Grafik
Randstad-ifo-Personalleiterbefragung – 1. Juli 2024, Grafik

Unternehmen erwarten höheren Personal- und Organisationsaufwand durch verkürzte Arbeitswoche

Neben möglichen Vorteilen hatten die Unternehmen auch die Möglichkeit Bedenken hinsichtlich der Einführung einer 4-Tage-Woche zu äußern. Mit 59% der Meldungen wird dabei am häufigsten genannt, dass mit ihr mehr Personal nötig wäre. Knapp über die Hälfte der Betriebe geben zudem den hohen Organisationsaufwand an. 40% fürchten einen gesamtwirtschaftlichen Wohlstandsverlust. Nur 3% der Betriebe haben hinsichtlich einer 4-Tage-Woche keine Bedenken.

Randstad-ifo-Personalleiterbefragung – 1. Juli 2024, Grafik
Randstad-ifo-Personalleiterbefragung – 1. Juli 2024, Grafik

Arbeits- und Fachkräftemangel beeinflusst Entscheidung für oder gegen eine 4-Tage-Woche

Die nächste Frage zielte darauf ab, zu erfahren, ob Unternehmen sich durch die Problematik des Arbeits- und Fachkräftemangels in ihrer Entscheidung über eine mögliche 4-Tage-Woche beeinflusst fühlen. 42% der Teilnehmenden verneinten dies. Knapp ein Drittel berichteten jedoch, dass dies für sie gegen eine Einführung spricht. Weitere 16% werden dahingehend beeinflusst, dadurch eher eine 4-Tage-Woche einzuführen.

Unternehmen fürchten Verschlechterung des Arbeits- und Fachkräftemangels durch 4-Tage-Woche

Da die eben beschriebene Beeinflussung wechselseitig ist, interessiert auch, ob die Unternehmen davon ausgehen, dass eine 4-Tage-Woche Einfluss auf den Arbeits- und Fachkräftemangel haben könnte. Insgesamt würde sich die Mehrheit der Befragten (61%) dem Fachkräftemangel durch eine 4-Tage-Woche noch mehr ausgeliefert sehen. 23% glauben, dass die positiven Aspekte, nämlich die Attraktivität für Bewerbende überwiegt. Weitere 16% glauben an keine Auswirkungen. Im Branchenvergleich fällt auf, dass in der Industrie deutlich mehr Teilnehmende an eine Verschlechterung der Situation glauben (67%) als im Handel – hier ist es nur jedes zweite Unternehmen –im Dienstleistungssektor sind es 61%. Zudem rechnen die Betriebe im Handel und im Dienstleistungssektor häufiger damit, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel keine Auswirkungen hat (17%) als Betriebe in der Industrie (13%). Der Größenklassenvergleich zeigt, dass kleinere Unternehmen deutlich seltener mit einer Auswirkung rechnen als große Unternehmen. 

Mehr Fachkräfte durch Anreizsysteme verfügbar

Die enge Verbundenheit sowie die gegenseitigen Wechselwirkungen der 4-Tage-Woche mit dem Arbeits- und Fachkräftemangel beleuchten die Problematik eines zu kleinen Talentpools, aus dem Unternehmen Arbeitskräfte rekrutieren können. Politische Anreize könnten hier Abhilfe schaffen, zum Beispiel durch Maßnahmen zur leichteren Einstellung ausländischer Fachkräfte.

Die Frage, inwiefern der Job-Turbo und das Fachkräfteeinwanderungsgesetz für Unternehmen hilfreich sind, wurde von fast der Hälfte der Unternehmen (48%) mit „nicht hilfreich“ beantwortet. Nahezu jedes vierte Unternehmen berichtet jedoch davon, dass mehr Fachkräfte verfügbar sind. Zudem sind die Teilnehmenden mit geringeren Sprachbarrieren konfrontiert, aufgrund von verpflichtenden Sprachkursen vor der Jobvermittlung. Für die Unternehmen fällt hiermit ein organisatorischer und finanzieller Aufwand weg. 18% der Befragten freuen sich über kürzere Verfahren bei der Einstellung und genauso viele über eine leichtere Anerkennung von Abschlüssen. 17% sehen einen Bürokratieabbau als hilfreich an. 7% fühlen sich beim Onboarding unterstützt. Während im Handel über die Hälfte der befragten Unternehmen (51%) die Anreizsysteme als nicht hilfreich erachten, sind es in der Industrie 44% und im Dienstleistungssektor 49%. Vor allem die Industrie profitiert hingegen durch kürzere Verfahren bei der Einstellung (25%) im Vergleich zum Handel (12%) und dem Dienstleistungssektor (17%). Zudem sehen die Industriebetriebe einen größeren Vorteil im Abbau von Bürokratie (22%) als Handels- (12%) und Dienstleistungsbetriebe (16%). Der Größenklassenvergleich zeigt, dass kleine Betriebe die Anreizsysteme als deutlich weniger hilfreich erachten als große Betriebe (nicht hilfreich: bis 49 Mitarbeitende 57%, ab 500 Mitarbeitende 40%). Zudem sehen vor allem große Unternehmen den Vorteil, dass mehr Fachkräfte verfügbar sind. 

Bürokratische Hindernisse zur Einstellung ausländischer Arbeitskräfte nach wie vor zu hoch 

Fast die Hälfte der Teilnehmenden (48%) findet die bürokratischen Hindernisse für die Einstellung ausländischer Arbeitskräfte nach wie vor zu hoch. 39% sehen in den Gesetzen keine praktische Hilfe für ihr Unternehmen. 34% berichten, dass der Weiterbildungsbedarf für die Arbeitskräfte weiterhin groß ist. Fast jedes dritte Unternehmen findet die Beschäftigungshürde nach wie vor zu hoch. 28% monieren lange Visumsanträge und für ungefähr jedes vierte Unternehmen adressieren die Maßnahmen nicht die eigentlichen Probleme. Für 12% gibt es keine Bedenken bezüglich der eingeführten Anreizsysteme. 

Der Branchenvergleich zeigt, dass sich insbesondere Industrieunternehmen nach wie vor bürokratischen Hindernissen ausgesetzt fühlen (54%) (Handel: 40%, Dienstleistungssektor: 48%). Auch bei der Dauer der Visumsanträge zeigen sich Industriebetriebe (33%), aber auch Dienstleistungsunternehmen (28%) im Gegensatz zum Handel (21%) besonders unzufrieden. Der Handel äußert mit 18% die geringsten Bedenken (Dienstleistungssektor: 12%, Industrie: 8%). 

17% der Unternehmen planen langfristige Anstellung von ausländischen Fachkräften

Um einschätzen zu können, ob die Vorteile der politischen Anreizsysteme die Bedenken überwiegen, wurden die Teilnehmenden außerdem gefragt, ob sie planen, aufgrund des eingeführten Job-Turbos und des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes mehr ausländische Fachkräfte einzustellen. 17% der befragten Unternehmen gaben an, dass sie dadurch mehr langfristige Anstellungen (über 8 Monate) von ausländischen Fachkräften anstreben. 1% der Betriebe plant außerdem kurzfristige Anstellungen von bis zu 8 Monaten. Der Größenklassenvergleich zeigt, dass zusätzliche langfristige Anstellungen mit der Unternehmensgröße ansteigen. Während dies in Unternehmen unter 50 Mitarbeitenden 12% angaben, und in Unternehmen mit 50-249 Mitarbeitenden 13%, sind es bei Betrieben mit 250-499 Mitarbeitenden 16% und in Großunternehmen ab 500 Mitarbeitenden 38%. In der Industrie planen 20% mit langfristigen Anstellungen. Während es im Dienstleistungssektor 19% sind, fällt der Anteil im Handel mit 11% deutlich geringer aus.  

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Daria Schaller

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