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Je grüner, desto höher: Die Arbeitsnachfrage von Unternehmen im Strukturwandel zur Elektromobilität

Thomas Fackler, Oliver Falck, Moritz Goldbeck, Fabian Hans, Annina Hering
ifo Institut, München, 2024

ifo Schnelldienst, 2024, 77, Nr. 06, 30-35

Mögliche negative Beschäftigungseffekte der grünen Transformation in der Automobilindustrie werden oft als Argument angeführt, um den Wandel zur Elektromobilität hinauszuzögern. Anhand von über 1,5 Mio. Online-Stellenanzeigen von Indeed untersuchen wir die Arbeitsnachfrage von 2 166 Unternehmen im Zeitraum Januar 2018 bis April 2024 und unterscheiden dabei zwischen grünen und weniger grünen Firmen anhand ihrer Patentaktivität im Bereich der Antriebstechnik. Die Automobilindustrie steht durch einen tiefgreifenden Strukturwandel vor enormen Herausforderungen. Die Transformation wurde durch eine unerwartete Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China, das mehrfache Scheitern der Brexit-Verhandlungen sowie steigenden Wettbewerbsdruck durch die Vorstellung von Teslas Model Y im Frühjahr 2019 erheblich beschleunigt. Unsere Analyse belegt, dass die Arbeitsnachfrage grüner Firmen seitdem signifikant und durchgehend höher ist als die von weniger grünen Firmen, und zwar um durchschnittlich 34 bis 50 Prozentpunkte. Grüne Unternehmen fragen strukturell mehr neue Fachkräfte in den Bereichen IT und Produktion und weniger in den Berufsfeldern Technik, Mechanik sowie Maschinenbau nach. Insgesamt finden wir keine Anzeichen für einen generellen Zielkonflikt zwischen Klimazielen und Beschäftigung, jedoch sind Berufszweige vom Strukturwandel unterschiedlich betroffen.

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ifo Institut, München, 2024